WAS IST EINE DEMENZ?
Eine Demenz ist eine Störung der Hirnfunktion als Folge einer meist chronischen
oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns. Dabei kommt es zu einer Be
einträchtigung vieler höherer Funktionen des Gehirns, einschließlich Gedächtnis,
Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteils
vermögen. Diese kognitiven Beeinträchtigungen werden nicht selten von Ver
änderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Moti
vation begleitet. Diese Verhaltensänderungen treten bei bestimmten Formen
häufiger auf. Anhand dieser Definition wird deutlich, dass es sich bei einer
Demenz – in Abgrenzung zum Delir – nicht um eine Erkrankung handelt, bei der
das Bewusstsein getrübt ist, sondern das Denkvermögen und andere kognitive
Funktionen. Zudem müssen die Defizite über wenigstens 6 Monate bestehen. Es
sollte sich auch kein Beleg für eine andere psychische Ursache (wie z. B. eine
Depression) der aufgetretenen Störung finden lassen.
1.2 DEMENZERKRANKUNGEN
Demenzen treten in sehr unterschiedlichen Formen (> 50 unterschiedliche
Demenzen) in Erscheinung, daher ist es nicht möglich von „der Demenz“ zu
sprechen. Dabei ist die AlzheimerKrankheit mit rund zwei Drittel aller Fälle
die häufigste Demenzform. Bei der AlzheimerErkrankung kommt es zur Ab
lagerung von zwei verschiedenen Proteinen: BetaAmyloid und TauProtein.
Letztlich ist jedoch die genaue Entstehung der Erkrankung, so weiß man heute,
viel komplizierter. Die zweithäufigste Form ist die vaskuläre Demenz, die
durch Gefäßveränderungen im Gehirn und Schlaganfälle ausgelöst wird.
WIE SIEHT DER KRANKHEITSVERLAUF EINER DEMENZ AUS?
Erste Veränderungen im Gehirn können schon viele Jahre vor den ersten Demenz
Symptomen auftreten. Ein so genanntes mildes kognitives Defizit ist häufig
Vorbote einer Demenz. Dabei sind Gedächtnisstörungen vorhanden, die aber
noch nicht alltagsrelevant sind. Die häufigste Form der Demenz, die Alzheimer
Krankheit kann einen Krankheitsverlauf von über 10 – 15 Jahren aufweisen. Bei
den meisten Betroffenen verschlechtert sich der Zustand zumeist langsam
Demenz fortschreitend. Es kann aber auch vorkommen, dass die Demenz, insbesondere die vaskuläre Demenz, scheinbar akut beginnt oder einen wechselhaften Verlauf mit Verschlechterungen und Verbesserungen nimmt.
In der frühen Phase einer Demenz treten zunächst Störungen im Kurzzeitgedächtnis und der Merkfähigkeit auf. Patienten können sich Informationen nicht mehr so gut merken, haben Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen oder verlegen Gegenstände. Es kann passieren, dass sie nicht die richtigen Worte finden. Zudem kann die räumliche und zeitliche Orientierung gestört sein. Einfache Alltagsaufgaben wie Einkaufen, Wäsche aufhängen oder Essen kochen sind noch allein zu bewältigen. Diese Störungen nehmen dann individuell sehr unterschiedlich über die Zeit zu, so dass immer mehr alltagsbeeinträchtigende Funktionsstörungen auf treten. In späten Stadien kommen dann auch neurologische Ausfallserscheinungen wie eine ausgeprägte Sprachstörung (Aphasie), Störungen des Handelns (Apraxie) und Probleme mit der Beweglichkeit und der Motorik hinzu.
WIE ERKENNE ICH, OB ES EINE DEMENZ IST?
Bei einer Demenz sind die Störungen nicht nur vorübergehend, sondern dauerhaft und progredient. Die Symptome greifen in den Alltag ein. Es passieren sehr unübliche Ereignisse, wie z. B., dass das Handy an ungewöhnlichen Stellen wiedergefunden wird (z. B. im Kühlschrank) oder ein altbekannter Weg nicht mehr vertraut vorkommt und sich die Person mit Demenz auf diesem verläuft. Die Gedächtnisstörungen betreffen nicht nur das Namensgedächtnis, sondern auch Ereignisse, die kurz zurückliegen, wie z. B. Ausflüge am vergangenen Wochenende. Technische Geräte wie auch das Auto können nicht mehr fehlerfrei benutzt werden.
Soll ich zum Arzt gehen?
Gerade zu Beginn der Erkrankung sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht
werden. In der Regel stellt man sich zunächst bei der hausärztlichen Stelle vor.
Es gilt dabei, behandelbare Erkrankungen auszuschließen und Medikamente
abzusetzen, die das Gedächtnis beeinträchtigen können. Zudem sollte jeder
Mensch mit einer Demenz eine konkrete Diagnose haben und über diese zu
sammen mit seinen Angehörigen aufgeklärt sein. Den Begriff der Altersdemenz
gibt es nicht mehr, so dass auch ältere oder hoch betagte Menschen eine ge
naue Abklärung erhalten sollten.
DIAGNOSEVERFAHREN
Die Diagnose wird mit folgenden Verfahren gestellt:
a) Anamnese (Gibt es Eltern, die eine Demenz hatten? Welche Medikamente
werden eingenommen?)
b) Körperliche Untersuchung
(Hinweise auf Parkinsonsymptome oder internistische Erkrankungen)
c) Kognitive Tests (MiniMentalState Test, Demtect, MoCA (Montreal Cognitive
Assessment), CERAD, Uhrentest) oder genauere neuropsychologische Testung
zum Nachweis und Quantifizierung der kognitiven Störungen
d) Laboruntersuchungen (Schilddrüsenwerte, Vitamine wie Vitamin B12 oder
Folsäure, Leber und Nierenwerte etc.)
e) Bildgebende Untersuchungen (Computertomographie/Kernspintomographie
zum Ausschluss von Hirntumoren, zum Nachweis von gefäßbedingten Ver
änderungen; PositronenEmissionsTomographie)
f) Untersuchungen des Nervenwassers (Liquorpunktion, zum Nachweis von
typischen AlzheimerProteinen wie TauProtein oder ßAmyloid)
1.6 NACH DER DIAGNOSE
Nach der Diagnose einer Demenz kann je nach Form der Demenz eine medika
mentöse Therapie begonnen werden. Zur Behandlung der Alzheimer Demenz
stehen zentrale AcetylcholinesteraseInhibitoren wie Donepezil, Rivastigmin oder
Galantamin zur Verfügung. Sie erhöhen den Überträgerstoff Acetylcholin im
Gehirn, der für Merkfähigkeit und Gedächtnis sehr wichtig ist. Im fortgeschrit
tenen Stadium der Alzheimer Demenz kommt zudem Memantine in Frage.
Diese Medikamente verhindern nicht die Progression der Erkrankung, aber deren
Symptome. Teilweise kommen auch Medikamente zur Förderung der Stimmung
(Antidepressiva) zum Einsatz, ebenso sind manchmal beruhigende Medikamente
wie Melperon notwendig.
Nichtmedikamentöse Therapien sind im Minimum genauso wichtig wie medikamentöse Therapien, so dass dahingehend über die
unterschiedlichen Möglichkeiten eine Beratung stattfinden sollte. Menschen
mit Demenz sollten zudem regelmäßig fachärztlich im Verlauf beurteilt werden.